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Das wunderschöne Georgien, oft liebevoll als der „Balkon Europas“ bezeichnet, liegt in Vorderasien, wird jedoch teils auch Europa zugeordnet. Es grenzt an die Türkei, Russland, Aserbaidschan, Armenien und das Schwarze Meer.
Das Georgien erstreckt sich über 69.700 Quadratkilometer und ist größtenteils gebirgig. Im Norden liegt der Große Kaukasus, im Süden der Kleine Kaukasus und das Armenische Hochland. Dazwischen befinden sich die wunderschöne Kolchische Tiefebene und die beeindruckende Transkaukasische Senke. Ein wunderschöner, zentraler Gebirgszug trennt West- und Ostgeorgien.
Die beeindruckende Bergwelt und malerischen Flüsse machen das Land zu etwas ganz Besonderem. Der höchste Gipfel ist der majestätische Schchara, der stolze 5.201 Meter in den Himmel ragt. Der längste und wohl auch schönste Fluss ist die Kura, die das Land auf einer Länge von 351 Kilometern durchquert. Auch die Flüsse Alasani, Rioni und Enguri sind von großer Bedeutung. Auf 2073 Metern Höhe befindet sich der größte See, der Parawani. Die Werjowkina-Höhle ist mit ihren beeindruckenden 2212 Metern die tiefste bekannte Höhle der Welt.
Unsere schöne Heimat ist in verschiedene politische Regionen unterteilt. Im Südwesten liegt die autonome Republik Adscharien, im Nordwesten Abchasien und im Norden Samatschablo (Südosetien). Leider sind Abchasien und Südossetien derzeit nicht unter georgischer Kontrolle.
Die vielfältigen Klimazonen Georgiens bieten zahlreichen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum und sorgen so für eine beeindruckende Artenvielfalt. Das schöne Georgien ist zu etwa 44 Prozent bewaldet. Dabei gelten fünf Prozent der bewaldeten Fläche als Urwald. In den tieferen Bergregionen findest du wunderschöne Laubwälder, während in den höheren Lagen die majestätischen Nordmanntannen wachsen. Über der Baumgrenze befinden sich wunderschöne subalpine und alpine Wiesen.
Das Land ist Heimat für eine Vielzahl an Wirbeltierarten, darunter etwa 322 Vogelarten und 105 Säugetierarten wie Braunbären, Wölfe und die seltenen und wunderschönen Kaukasusleoparden. In den Feuchtgebieten fühlen sich Fischotter wohl und das Kaukasus-Birkhuhn hat hier seine größte Population.
Das Klima in Georgien ist sehr vielfältig. Der Kaukasus schützt das Land vor kalten Luftmassen, während das Schwarze Meer für ein mildes Klima sorgt. Im Westen herrscht ein feucht-subtropisches Klima, während es im Osten trocken-kontinental ist. Die Niederschlagsmengen sind ebenfalls sehr unterschiedlich. Im Westen fallen 3000 mm Regen pro Jahr, im Osten hingegen nur 400 mm.
Georgien hatte im Jahr 2020 insgesamt 3,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug erfreulicherweise +0,1 %. Die durchschnittliche Geburtenrate lag bei 2,0 Kindern pro Frau. Die Menschen in Georgien hatten eine erfreuliche Lebenserwartung von 72,8 Jahren. Dabei erreichten Frauen ein stattliches Alter von 77,9 Jahren, während Männer 67,7 Jahre alt wurden. Das Medianalter lag bei 38,3 Jahren. Rund 20,9 % der Bevölkerung waren jünger als 15 Jahre und rund 14,5 % waren über 64 Jahre alt.
Vor dem Zweiten Weltkrieg war Georgien noch sehr landwirtschaftlich geprägt. Viele Menschen zogen in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg in die Städte, weil Stalin die Industrialisierung vorantrieb. Heute leben 57 % der Bevölkerung in städtischen Gebieten und 43 % auf dem Land.
Seit 1991 haben über eine Million Menschen Georgien verlassen. Viele besonders gut ausgebildete Menschen haben in anderen GUS-Staaten und später in Westeuropa und den USA nach Arbeit gesucht. Die größte georgische Gemeinschaft im Ausland lebt in der schönen Stadt Moskau, wo etwa 300.000 Menschen aus Georgien zu Hause sind.
Bürgerkriege in Abchasien und Südossetien haben leider dazu geführt, dass etwa 250.000 Menschen ihre Heimat verlassen mussten. Im Jahr 2004 wurden etwa 230.000 Menschen aus Abchasien und 12.200 aus Südossetien in anderen Regionen Georgiens untergebracht. Zusätzlich möchten wir erwähnen, dass etwa 3.000 Flüchtlinge aus Tschetschenien bei uns aufgenommen wurden.
Georgien ist ein Land mit vielen verschiedenen Volksgruppen, insgesamt über 26. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung, nämlich ganze 83,8 %, sind Georgier. Weitere größere Gruppen sind Aserbaidschaner (6,5 %), Armenier (5,7 %) und Russen (1,55 %). Nach dem Zerfall der Sowjetunion haben viele Griechen ihre Heimat verlassen und sind nach Griechenland ausgewandert. Auch viele georgische Juden haben ihre Zelte abgebrochen und sind nach Israel gezogen.
Einige Regionen Georgiens haben etnisch nicht-georgische Mehrheiten, wie zum Beispiel Niederkartlien, wo viele Aserbaidschaner leben, oder Samzche-Dschawachetien, wo die armenische Bevölkerung besonders stark vertreten ist. Seit 1989 haben viele Angehörige von Minderheiten, insbesondere Russen, das Land verlassen.
Die Geschichte Georgiens reicht bis in die Frühzeit der Menschheit zurück. Bereits vor 1,8 Millionen Jahren war das heutige Georgien von Hominiden besiedelt, wie archäologische Funde in Dmanisi belegen, wo die ältesten Überreste des Homo erectus außerhalb Afrikas entdeckt wurden.
Im Acheuléen wurden frühe Siedlungen entlang der Küsten und Flüsse gefunden. Bedeutende Fundstätten sind Jashtchwa und die Höhlen von Kudaro, die bis in die frühe Bronzezeit genutzt wurden. Die Jäger und Sammler benutzten einfache Steinwerkzeuge und später Obsidian. Mit der Einführung neuer Werkzeuge wie Pfeil und Bogen im Jungpaläolithikum und der Besiedlung höher gelegener Gebiete im Mesolithikum setzte sich die Entwicklung fort. In der Jungsteinzeit entstanden Ackerbau, Viehzucht und Keramikherstellung, Holzhäuser prägten die Siedlungen.
Im 5. Jahrtausend v. Chr. entwickelten sich die Kura-Araxes-Kultur und die Trialeti-Kultur, die Metallverarbeitung und Landwirtschaft förderten. Im 4. Jahrtausend v. Chr. begann die Kura-Araxes-Kultur mit der Metallverarbeitung und der künstlichen Bewässerung. Die Trialeti-Kultur in Ostgeorgien zog in die Berge und kombinierte Viehzucht mit Ackerbau. Die Eisenverarbeitung begann um das 12. Jahrhundert v. Chr. und löste Bronze ab.
Im 13. Jahrhundert v. Chr. entstanden die ersten politischen Einheiten: Diaochi und Kolcha. Diaochi lag im Südwesten Georgiens und musste sich bis zu seiner Niederlage im 8. Jahrhundert v. Chr. gegen Assyrien und später Urartu behaupten. Kolchis war bekannter und umfasste die Gebiete östlich des Schwarzen Meeres. Die Griechen unterhielten enge Beziehungen zu Kolchis und hinterließen zahlreiche historische Zeugnisse.
Kolchis zeichnete sich durch eine hoch entwickelte Metallverarbeitung und Landwirtschaft aus. Es war ein wichtiges Handelszentrum und Schauplatz der griechischen Argonautensage. Die Kultur von Kolchis existierte bis zum 1. Jahrhundert v. Chr.
Im Osten Georgiens entstand das Königreich Iberien, das im 3. Jahrhundert v. Chr. unter Pharnavaz zur Großmacht aufstieg. Es umfasste Gebiete wie das Innere Kartlien, Kachetien und Südgeorgien. Pharnavaz schuf eine politische Union mit Westgeorgien und legte damit den Grundstein für ein georgisches Einheitsreich. Trotz römischer und persischer Invasionen blieb Iberien ein bedeutendes Königreich, das sich im 1. Jahrhundert n. Chr. für die westliche Kultur entschied.
Die Heilige Nino und die Christianisierung des Landes
Die Christianisierung Georgiens um 337 n. Chr. unter König Mirian und Königin Nana markierte einen Wendepunkt. Eine zentrale Rolle bei der Verbreitung des Christentums spielte die aus Kappadokien stammende Heilige Nino. Sie missionierte mit einem Weinrebenkreuz und überzeugte die königliche Familie und das Volk von der neuen Religion.
Das Christentum prägte fortan die politische und kulturelle Identität Georgiens. Die von Visionen und wundersamen Ereignissen geprägte Geschichte der Heiligen Nino zeigt die Bedeutung des Christentums für das Land und die Herausforderungen, die mit seiner Einführung verbunden waren.
Im Jahr 320 kam die Heilige Nino nach Mtskheta, der Hauptstadt des antiken Königreichs Kartli (Iberien), das damals von König Mirian III. und Königin Nana regiert wurde. Zu dieser Zeit war Iberien noch heidnisch und verehrte Götter wie Armazi und Zaden.
Nach dem Werk „Die Bekehrung von Kartli“ vollbrachte Nino in Mtskheta zahlreiche Wunder, darunter die Heilung vieler Kranker, darunter auch der Königin Nana. Nachdem sie sich taufen ließ, was König Mirian zunächst missfiel, erwog er, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Doch als Mirian im Jahr 322 auf der Jagd erblindete und sich im Wald verirrte, betete er in seiner Verzweiflung zu den Göttern seiner Frau um Hilfe. Ein Licht führte ihn zurück nach Mtskheta, wo er sich taufen ließ.
Nino setzte ihre Missionstätigkeit in Kachetien fort und fand ihre letzte Ruhestätte in Bodbe. Dort wurde eine Kirche errichtet, die später zu einem Nonnenkloster wurde und bis heute als bedeutender Wallfahrtsort in Georgien besteht.
Eine Besonderheit ist das Kreuz der Heiligen Nino, das durch seine schräg gestellten Arme auffällt. Die Legende erzählt, dass Nino bei ihrer Ankunft in Georgien ein Kreuz aus Weinreben machte und es mit ihrem eigenen Zopf zusammenband. Diese Kreuzform ist einzigartig in Georgien und wird als „Nino-Kreuz“ verehrt.
Nach Ninos Bekehrung blühte das Christentum in Georgien auf. Doch im 7. Jahrhundert brachten die arabischen Invasionen eine dunkle Zeit für das Land. Zwischen 642 und 643 versuchten die Araber zum ersten Mal, Georgien zu erobern, was ihnen jedoch erst nach dem Sieg über den Iran und Armenien gelang. Trotz einiger erfolgreicher Aufstände gegen die Araber blieb Georgien lange unter ihrer Kontrolle, vor allem Tiflis, wo sie zeitweise eine eigene Währung prägten. Erst im 10. Jahrhundert erlangte Georgien seine Unabhängigkeit zurück.
David IV, auch bekannt als David der Baumeister, bestieg 1089 den Thron und führte Georgien zu neuer Blüte. Er stärkte das Land durch militärische und administrative Reformen, besiegte 1121 die türkischen Seldschuken in der Schlacht von Didgori und eroberte 1122 Tiflis zurück. David führte wichtige Kirchenreformen durch und gründete die Gelati-Akademie, die zu einem Zentrum für Bildung und Wissenschaft wurde.
Königin Tamara, die 1184 den Thron bestieg, führte Georgien in ein goldenes Zeitalter. Unter ihrer Herrschaft blühte die Kultur und militärische Erfolge sicherten Georgiens Macht und Einfluss in der Region. Tamara förderte die Entstehung bedeutender literarischer Werke, darunter „Der Krieger im Tigerfell“ von Schota Rustaweli. Ihre Herrschaft endete 1213 und nach ihrem Tod fiel das Land in die Hände der Mongolen.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Georgien von Russland annektiert. Trotz des Vertrags von Georgievsk, der Georgien Schutz versprach, wurde das Land in das Russische Reich eingegliedert. Die georgische Kirche verlor ihre Unabhängigkeit und wurde der russischen Kirche unterstellt. Die zaristische Herrschaft führte zu zahlreichen Aufständen, die blutig niedergeschlagen wurden.
Der Kampf Georgiens gegen die Eroberer und die Russifizierungspolitik blieb ein prägendes Kapitel in der Geschichte des Landes, das schließlich zur Wiedererlangung der Unabhängigkeit im 20.
Der Widerstand gegen die russische Besatzung in Georgien hatte nicht nur eine politische, sondern auch eine ideologische Dimension, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Eine neue Generation, die unter russischer Herrschaft aufgewachsen war, spielte dabei eine Schlüsselrolle. Da Georgien Teil des russischen Imperiums war und der Zugang zu europäischen Ländern beschränkt war, erhielt diese Generation ihre Ausbildung zumeist in St. Petersburg. Diese jungen Menschen, bekannt als „Tergdaleulebi“ (wörtlich: diejenigen, die aus dem Fluss Tergi getrunken haben, der vom Kaukasus nach Russland fließt), kehrten nach ihrer Ausbildung nach Georgien zurück und wurden dort politisch und gesellschaftlich aktiv.
Unter der inoffiziellen Führung von Ilia Tschawtschawadse, einem herausragenden Vertreter dieser Generation, kämpften sie für die Befreiung ihres Landes. Zu dieser Bewegung gehörten auch andere bedeutende Persönlichkeiten wie Akaki Tsereteli, Iakob Gogebaschwili und Niko Nikoladze. Dank ihrer Bemühungen wurden zahlreiche georgische Zeitungen und Zeitschriften gegründet, bedeutende literarische Werke geschaffen und viele Volksschulen eröffnet, in denen auch arme Kinder kostenlos unterrichtet wurden. Bildung und die georgische Presse waren von entscheidender Bedeutung, da die georgische Sprache durch die russische Politik stark unterdrückt wurde und als Sprache der unteren Schichten galt. Diese Aktivitäten weckten die unterdrückte georgische nationale Identität.
Diese Bemühungen legten den Grundstein für die Gründung der ersten georgischen Republik. Die Arbeit der „Tergdaleulebi“ führte später zum Heranwachsen einer Generation, die über ein reiches intellektuelles und spirituelles Potential verfügte, um die von Russland abgeschaffte Staatlichkeit wiederzubeleben und eine für die damalige Zeit fortschrittliche Verfassung zu schaffen. Diese Aktivitäten gerieten jedoch in Konflikt mit der aufkommenden sozialistischen Bewegung, was schließlich 1907 zur Ermordung von Ilia Tschawtschawadse durch georgische Sozialisten führte. Dies markierte das Ende der Epoche der Tergdaleulebi“ und den Beginn einer starken sozialistischen Bewegung.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts breiteten sich revolutionäre Bewegungen im gesamten Zarenreich aus, so auch in Georgien. Die marxistischen Ideen fanden vor allem bei jungen Menschen Anklang, die darin einen Fortschritt für die Menschheit sahen und begeistert gegen den Zarismus kämpften. Einer von ihnen war Joseph Dschughaschwili, genannt Stalin, ein Student des Heiligen Seminars und Sohn eines armen Schuhmachers aus Gori.
Die Aktivitäten dieser jungen Leute schwächten die Macht des Zaren. Nach mehreren blutigen Auseinandersetzungen gelang es den Bolschewiki 1917, die Macht zu übernehmen. Diese politischen Ereignisse führten zu blutigen Auseinandersetzungen und einem Bürgerkrieg in Russland. Die schwierige politische Lage nutzten die von den Zaren unterworfenen Völker, um sich zu befreien.
Am 26. Mai 1918 erklärte die politische Elite Georgiens die Unabhängigkeit des Landes. Nachbarländer wie Armenien und Aserbaidschan erklärten ebenfalls ihre Unabhängigkeit. Die ersten Schritte der neuen Republik Georgien waren schwierig. Eine schwierige soziale und wirtschaftliche Lage sowie innenpolitische Unruhen, verursacht durch die im Land lebenden Bolschewiken, behinderten Reformen. Es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit Nachbarstaaten und Separatisten.
Trotz dieser Herausforderungen gelang es der jungen Republik dank der Arbeit engagierter Politiker, internationale Anerkennung, auch durch das bolschewistische Russland, zu erlangen und Mitglied des Völkerbundes zu werden. Deutschland erwies sich als verlässlicher Partner bei der Bewältigung der inneren und äußeren Probleme.
Ein wichtiges Ereignis der ersten Republik war die Verabschiedung der ersten georgischen Verfassung am 21. Februar 1921. Diese fortschrittliche Verfassung enthielt Ideen wie das allgemeine Wahlrecht, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, Religionsfreiheit und Minderheitenrechte. Das georgische Parlament war das erste der Welt, in das eine muslimische Frau als Abgeordnete gewählt wurde. Leider konnte die Verfassung nur vier Tage in Kraft bleiben, da die Rote Armee am 25. Februar 1921 in Tiflis einmarschierte und das Land erneut von Russland annektiert wurde.
Die ersten Jahre der kommunistischen Herrschaft waren schwierig. Nach einer missglückten Rede Stalins in Tiflis begannen die Verhaftungen bekannter Politiker und Offiziere. Die Repressionen trafen auch das einfache Volk. Aufstände gegen das kommunistische Regime wurden 1921 und 1924 blutig niedergeschlagen.
Die sowjetische Regierung führte Wirtschaftsreformen durch, die die Bildung von Kolchosen vorsahen, was zu erheblichem Widerstand und Repressionen führte. Es wurde ein neues Konzept des „Sowjetmenschen“ entwickelt, der keiner Nationalität angehören und nur der marxistischen Ideologie folgen sollte. Propaganda wurde in allen Bereichen der Kunst verbreitet.
Die größte Repressionswelle traf Georgien in den 1930er Jahren. Die Bevölkerung erkannte zunehmend, dass die kommunistischen Ideen eine Utopie waren. Dies führte zu einer „politischen Säuberung“ unter Stalin. Der rote Terror erfasste alle sozialen Schichten und Lebensbereiche. Tausende Menschen wurden verhaftet, verbannt oder erschossen. Besonders hart traf es die intellektuelle Elite der Gesellschaft. In den Jahren 1937-1938 fielen offiziell 29.051 Menschen den Repressionen zum Opfer, davon 14.372 durch Erschießungen.
Der Zweite Weltkrieg brachte weitere schwere Verluste für Georgien, das als Teil der Sowjetunion kämpfte. Nach offiziellen Angaben kämpften 700.000 Georgier, von denen 300.000 ihr Leben verloren.
Die Sowjetunion brach gewaltsam zusammen. Am 9. April 1989 wurde eine friedliche Demonstration in Tiflis von der Armee angegriffen, es gab mehrere Tote und Verletzte. Zwei Jahre später erklärte sich Georgien erneut für unabhängig und erlangte unter der Führung von Zviad Gamsakhurdia, einem führenden Mitglied der Nationalen Bewegung, nach 70 Jahren sowjetischer Herrschaft seine Souveränität zurück.
Die neue Republik stand vor großen Herausforderungen wie wirtschaftlicher Not und Kriminalität. Ein Bürgerkrieg und die Separatistenkriege in Abchasien und Südossetien führten zu ethnischen Säuberungen und 300.000 Flüchtlingen.
Die „Rosenrevolution“ von 2003 brachte die „Nationale Bewegung“ unter Micheil Saakaschwili an die Macht. Die unbewaffnete Revolution zwang Präsident Eduard Schewardnadse zum Rücktritt. Die neue Regierung führte energische Reformen durch, insbesondere in der Polizei, im Bildungssystem und in der Armee. Georgien erklärte eine klare Westorientierung und wurde von der westlichen Welt als „Leuchtturm der Demokratie“ bezeichnet.
Die Reformen wurden jedoch von Menschenrechtsverletzungen und wachsender Unzufriedenheit überschattet. Ein siebentägiger Konflikt in Südossetien 2008 führte zu weiteren ethnischen Säuberungen und einem Anstieg der Flüchtlingszahlen. Bei den Wahlen 2012 verlor die Nationale Bewegung“ die Mehrheit und eine Koalition unter dem Namen Georgian Dream“ übernahm die Macht. Diese Partei wurde von dem georgischen Milliardär Bidsina Iwanischwili gegründet, der sein Vermögen in Russland gemacht hat.
Die Kultur Georgiens ist eine der ältesten der Welt. Das Gebiet des heutigen Georgiens war einst Teil der Kura-Arxi-Kultur, die von der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends bis zum Ende des 3. Später entwickelte sich im Westen des Landes die Kolchische Kultur, die vom Ende des 2. bis zum Ende des 1. Jahrtausends v. Chr. blühte und besonders für ihre fortschrittliche Metallurgie bekannt war.
Ein herausragendes Zeugnis dieser Kultur ist der Schatz von Vani, der zeigt, dass die Handwerker und Künstler dieser Zeit in der Lage waren, feine Gegenstände aus Gold und Silber herzustellen. Diese Tradition der Goldschmiedekunst setzte sich im Mittelalter fort, als das Christentum die georgische Kultur prägte und Gold- und Silberarbeiten, vor allem in Form von Ikonen und kirchlichen Gegenständen, hervorbrachte.
Die georgische Volksmusik, insbesondere die Polyphonie, ist ein wichtiger Teil der kulturellen Identität des Landes. Diese mehrstimmigen Lieder haben eine lange Tradition, die bis in die vorchristliche Zeit zurückreicht. Jedes der verschiedenen georgischen Volkslieder ist einzigartig und spiegelt die Vielfalt und den Reichtum der georgischen Kultur wider. Bekannte Chöre wie Basiani, Erisioni und Rustavi tragen diese Tradition in die Welt hinaus.
Ein herausragendes Beispiel ist das Lied „Tschakrulo“ aus Kachetien, das als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt ist. Weitere alte und bedeutende Lieder stammen aus der Bergregion Swanetien, wie das der Sonne gewidmete Lied „Lile“.
Auch der georgische Volkstanz ist ein fester Bestandteil der kulturellen Identität. Die Tänze sind regional sehr unterschiedlich und tief in der georgischen Tradition verwurzelt. Besonders bekannt ist das Tanzensemble Sukhishvilebi, das den georgischen Tanz weltweit bekannt gemacht hat.
Die Architektur Georgiens, insbesondere die Sakralarchitektur, ist ein bedeutender Teil des kulturellen Erbes des Landes. Die frühesten Kirchen, wie die Zionskirche in Bolnisi (5. Jh.), zeigen Einflüsse aus Mesopotamien. Im Mittelalter entwickelte sich ein eigenständiger georgischer Baustil, der sich durch kreuzförmige Grundrisse und reich verzierte Fassaden auszeichnet. Wichtige Beispiele sind die Kathedrale von Bagrati und die Kathedrale von Sweti-Zchoweli.
Einzigartig sind die Wehrtürme und Häuser in Swanetien, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Die Höhlenstadt Wardzia aus dem 12. Jahrhundert ist ein weiteres architektonisches Highlight und Zeugnis der Ingenieurskunst jener Zeit.
Die georgische Literatur hat ihre Wurzeln im 5. Jahrhundert mit hagiographischen Werken wie „Die Passion der Heiligen Schuschanik“. Im Mittelalter erreichte sie ihren Höhepunkt mit dem Nationalepos „Der Krieger im Tigerfell“ von Schota Rustaweli.
Im 19. Jahrhundert erlebte die georgische Literatur eine Blütezeit in der Romantik, vertreten durch Dichter wie Nikolos Barataschwili. Die nächste Generation, angeführt von Ilia Tschawtschawadse, brachte Werke hervor, die sich mit patriotischen und sozialkritischen Themen auseinandersetzten und den Grundstein für die spätere Unabhängigkeitsbewegung legten.
Die Sowjetzeit war eine schwere Zeit für die georgische Literatur. Viele Intellektuelle wurden unterdrückt oder ermordet. Dennoch schufen herausragende Schriftsteller wie Galaktion Tabidze und Konstantine Gamsachurdia bedeutende Werke. Der sozialistische Realismus prägte die Literatur, viele Werke dienten der Propaganda. Trotz dieser Einschränkungen gelang es einigen Autoren, die reiche literarische Tradition Georgiens fortzusetzen und Werke von bleibendem Wert zu schaffen.
Die Amtssprache in Georgien ist Georgisch, das weltweit von etwa 4 Millionen Menschen gesprochen wird. Etwa 92% der georgischen Bevölkerung beherrschen die Sprache fließend. Georgisch gehört zur südkaukasischen Sprachfamilie und verfügt über ein eigenes Alphabet, das seit dem 5. Jahrhundert nachweisbar, wahrscheinlich aber noch älter ist. In der Autonomen Republik Abchasien ist Abchasisch ebenfalls Amtssprache. Abchasisch, ebenfalls eine kaukasische Sprache, wird hauptsächlich von den rund 100.000 Sprechern in Abchasien verwendet. Wichtige staatliche Dokumente und Nachrichtenagenturen arbeiten in beiden Amtssprachen.
Neben Georgisch und Abchasisch werden in Georgien 23 weitere Sprachen aus sechs verschiedenen Sprachfamilien gesprochen. Die wichtigsten sind Aserbaidschanisch, Armenisch, Ossetisch und Russisch. Obwohl diese Sprachen keinen offiziellen Status haben, werden sie vom Staat geschützt und gefördert. In Georgien gibt es 642 öffentliche Schulen, in denen Minderheitensprachen unterrichtet werden. Hochschulzugangsprüfungen und Programme des staatlichen Rundfunks werden neben Georgisch und Abchasisch auch in Armenisch, Aserbaidschanisch, Ossetisch, Englisch und Russisch angeboten.
Die Bedeutung der russischen Sprache hat seit der Unabhängigkeit Georgiens abgenommen. Während der Sowjetzeit war Russisch Amtssprache und Pflichtfach in den Schulen. Heute wird Russisch nur noch selten als zweite Fremdsprache unterrichtet und vor allem von der älteren Generation besser beherrscht. Die russischsprachige Bevölkerung ist stark zurückgegangen und macht nur noch 1,2 % der Gesamtbevölkerung aus.
Demgegenüber gewinnt Englisch zunehmend an Bedeutung. Obwohl Englisch keine Amtssprache ist, werden staatliche Dokumente häufig auch auf Englisch veröffentlicht. Englisch wird ab der ersten Klasse als Pflichtfremdsprache unterrichtet und viele Dienstleistungen werden zweisprachig angeboten, was die Verbreitung der englischen Sprache im Land fördert.
In Georgien gibt es zwei Regionalsprachen: Swaneisch und Mingrelisch.
Das Swaneische, auch bekannt als „lušnu nin“ oder „svanuri ena“, wird von etwa 15.000 bis 30.000 Menschen gesprochen, hauptsächlich in der Region Swanetien und im westlichen Kodori-Tal in Abchasien. Die Sprache gehört zur südkaukasischen Sprachfamilie und zeichnet sich durch einen größeren Vokalreichtum als die anderen südkaukasischen Sprachen aus. Swanisch ist keine offizielle Schriftsprache und die Swanen verwenden traditionell Georgisch als ihre Schriftsprache. In Georgien werden die Swanen traditionell als Subethnie der Georgier betrachtet.
Mingrelisch, auch bekannt als „Margaluri Nina“, wird von etwa 500.000 Menschen im Westen Georgiens gesprochen und ist die zweitgrößte südkaukasische Sprache in der Region. Zusammen mit dem eng verwandten Lasischen bildet Mingrelisch die sanische Gruppe innerhalb der südkaukasischen Sprachfamilie. Historisch gesehen war Mingrelisch keine eigenständige Schriftsprache und wird bis heute nicht offiziell als Schul- oder Amtssprache verwendet. Stattdessen dient Georgisch als Schriftsprache für die Mingrelisch-Sprecher. In jüngster Zeit wird Mingrelisch informell, z.B. in öffentlichen Foren, mit georgischen oder seltener lateinischen Buchstaben geschrieben, jedoch ohne einheitliche Orthographie. In Abchasien gibt es mit der Zeitung „Gali“ eine Publikation in Mingrelisch.
In Georgien spielt die autokephale Georgische Orthodoxe Apostelkirche eine dominierende Rolle, seit das Land im Jahr 337 das Christentum zur Staatsreligion erklärte. Etwa 84 Prozent der Bevölkerung gehören ihr an, und ihr Patriarch, Ilia II., hat eine bedeutende gesellschaftliche Rolle. Ein Konkordat gewährt der georgisch-orthodoxen Kirche als einziger Religionsgemeinschaft Steuerfreiheit und einen speziellen rechtlichen Status.
In der Region Adscharien gibt es eine sunnitische muslimische Minderheit, zu der etwa 376.000 Georgier gehören, die unter osmanischer Herrschaft zum Islam übertraten. Muslime machen etwa 9,9 Prozent der Bevölkerung aus, darunter auch eine große schiitische Minderheit, die Aseris.
Andere religiöse Gruppen wie Armenier (vor allem in der Armenischen Apostolischen Kirche), Katholiken (einschließlich der Armenisch-katholischen, Römisch-katholischen und Chaldäisch-katholischen Kirchen), Protestanten (wie Lutheraner, Baptisten und Pfingstler), Jesiden, Juden und Zeugen Jehovas machen zusammen etwa 3,9 Prozent der Bevölkerung aus.
In den 1990er Jahren kam es zu Enteignungen von Kirchen und religiösen Gebäuden anderer Glaubensrichtungen, die dann der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche übertragen wurden. Es gab wiederholt religiös motivierte Angriffe auf Minderheiten wie Zeugen Jehovas und Baptisten, was zu internationaler Besorgnis führte. Nach Handlungen der Strafverfolgungsbehörden wurden diese Angriffe reduziert und Georgien aus einer Liste von Ländern entfernt, in denen die Religionsfreiheit gefährdet war.
2011 wurde per Gesetz der rechtliche Status nicht-orthodoxer Religionsgemeinschaften mit historischer Bindung oder Status in einem Europarat-Mitgliedsland wie Katholiken, Baptisten, Juden, Muslimen und der armenisch-apostolischen Glaubensgemeinschaft rechtlich geschützt. Der Europarat begrüßte ausdrücklich diese Schritte zum Schutz religiöser Minderheiten in Georgien.
Die georgische Küche ist vielfältig und von regionalen Vorlieben geprägt, insbesondere zwischen West- und Ostgeorgien. Die Westgeorgier bevorzugen würzige Gerichte und Schweinefleisch, während die Ostgeorgier mildere Geschmacksrichtungen und Rind- oder Lammfleisch bevorzugen.
Eine besondere Tradition ist die „Supra“ oder „Keipi“, eine festliche Tafel, bei der ein „Tamada“ Trinksprüche ausbringt und die Gäste anführt. Diese Trinksprüche ehren Gäste, Familienmitglieder, Verstorbene und das Land. Ein Tamada muss geistreich sein, denn das Trinken steht nicht im Vordergrund. Es kann mehrere Stunden dauern, und je wichtiger der Anlass ist, desto traditioneller sind die Speisen. Die Gastgeber zeigen ihre Großzügigkeit, indem sie reichlich Essen auftischen.
Die Gerichte werden in drei Schichten serviert:
Georgien verfügt über die älteste Weinbautradition der Welt, die über 8000 Jahre zurückreicht und mehr als 500 autochthone Rebsorten umfasst. Wein ist nicht nur ein Getränk, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Kultur und Tradition des Landes. Eine zentrale Rolle bei der Weinherstellung spielen die Qvevri, große Tongefäße, in denen der Wein fermentiert und gelagert wird.
Die Vielfalt der georgischen Weine reicht von kräftigen Rotweinen über delikate Weißweine bis hin zum einzigartigen Orangewein. Weinliebhaber auf der ganzen Welt entdecken die Einzigartigkeit des georgischen Weins, der nicht nur Genuss bietet, sondern auch eine Reise durch die Geschichte und Kultur des Landes ermöglicht.
Die Herstellung des georgischen Weins basiert auf jahrhundertealten Traditionen, insbesondere auf der Verwendung von Qvevri. Die Trauben werden von Hand geerntet und in die Qvevri gepresst, wo sie mit Schalen und Kernen vergoren werden. Diese Methode verleiht dem Wein eine einzigartige Textur, Farbe und Aromen.
Der Marani, der traditionelle georgische Weinkeller, ist nicht nur ein Ort der Weinherstellung, sondern auch ein Ort der Gemeinschaft und des kulturellen Erbes. Hier teilen Familien und Gemeinschaften ihr Wissen über Weinanbau und Weinherstellung in einer Atmosphäre von Tradition und Gastfreundschaft.
Zu den bekanntesten georgischen Weinsorten gehören der Saperavi, ein kräftiger Rotwein, der Khikhvi, ein frischer Weißwein, der Mtsvane, ein vielseitiger Weißwein, und der Khvanchkara, ein süßer Rotwein. Jede Sorte bietet ein einzigartiges sensorisches Erlebnis und spiegelt die Vielfalt und Faszination der georgischen Weinwelt wider.
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